"Für Erforschung einsetzen"

Kirche will Rolle bei Sinti-und-Roma-Verfolgung aufarbeiten

Die Deutsche Bischofskonferenz und der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma haben eine weitere Aufarbeitung der Geschichte der Sinti und Roma in der NS-Zeit und nach 1945 angekündigt. "Die Rolle der katholischen Kirche im Zusammenhang mit der Verfolgung und massenhaften Ermordung von Sinti und Roma in der NS-Zeit ist in der Tat noch nicht hinreichend aufgearbeitet. Daher wollen wir uns verstärkt für eine weitere wissenschaftliche Erforschung einsetzen", sagte der Bischofskonferenz-Vorsitzende und Limburger Bischof Georg Bätzing. Er hatte sich zuvor mit dem Zentralrats-Vorsitzenden Romani Rose getroffen.

Bislang gebe es vor allem regionale Einzelstudien oder Forschungen zu einzelnen Personen, sagte Bätzing. Nun gehe es um einen breiteren Überblick. "Das sind wir den Menschen schuldig, die damals Unrecht und Verfolgung erlitten haben, die deportiert und ermordet worden sind. Und das sind wir auch unseren Schwestern und Brüdern schuldig, die heute als Minderheit der Sinti und Roma noch immer um ihre Anerkennung ringen." Zu Details, Umfang und Zeitplan der Aufarbeitung gab es zunächst keine weiteren Informationen.

Rose sagte, weitere Forschung sei wichtig. Viele Angehörige der Minderheit, von denen viele katholisch sind, hätten sich während der NS-Zeit vergeblich an Bischöfe und Kirchenvertreter gewandt. Sie seien vielfach "abgewiesen und im Stich gelassen worden", kritisierte Rose. Der Zentralratsvorsitzende hat wiederholt öffentlich gemacht, dass auch sein Vater versuchte, Schutz und Hilfe beim damaligen Münchner Kardinal Michael Faulhaber zu erhalten.

Sinti und Roma wurden von den Nationalsozialisten erbittert verfolgt und deportiert. Nach Schätzungen kamen bis zu 500.000 Mitglieder der Minderheit ums Leben. Heute leben etwa 70.000 bis 150.000 Sinti und Roma in Deutschland.

KNA

18.01.2024 - Kirche , NS-Zeit , Sinti und Roma